Ich pflückte im Sommer am Rand eines Naturschutzgebietes Goldruten. Ein Herr empörte sich über meinen Frevel und beschimpfte mich.  Goldruten sind Neophyten ; invasive Pflanzen, die Fachleute lieber ausgerottet sehen.

Für den einen ist Goldrute ein kostbares Stück Natur, dem andern eine Bedrohung der einheimischen Flora. Ich meine, wir werden auch diese Form der Emigration nicht stoppen. Sie ist eine Folge der Klimaveränderung und unseres gesellschaftlichen Verhaltens.

Ob im Grossen oder Kleinen; was wir tun oder lassen hat Konsequenzen. Weil wir leben und handeln schaffen wir Fakten, die wir nicht rückgängig machen können.  Im realen Leben, gibt es keine „Deletetaste.

Wenn ein ungeschicktes Verhalten unabänderliche Folgen hat, findet das ein enormes Echo in der Presse. Sobald ein Fall publik wird, schreit alles nach neuen Verordnungen und beschwört die Gerechtigkeit.

Warum ist die Öffentlichkeit so bestrebt Personen vor den Konsequenzen  ihres Tuns zu verschonen? Wollen wir uns so vorsorgend aus der Eigenverantwortung stehlen?  Jedes Handeln hat Konsequenzen, jedes Unterlassen auch. Bei unangenehmen Folgen kann man nicht einfach eine Taste drücken und Fakten auslöschen.
„Die Engel soll Dich bewahren, dass dein Fuss nicht an einem Stein stosse“, heisst es in einem heute sehr beliebten Taufspruch. Darin äussert sich der Wunsch, Kinder vor Widerstand und Unheil zu bewahren. Doch werden wir ihnen so gerecht? Vielleicht weist uns das Leben gerade mit dem Stein, an dem wir anstossen,  die bessere Lebensspur. Nämlich zu erfahren, dass wir keinen Anspruch darauf haben, dass im Leben immer alles glatt geht.
Wer so lernt merkt bald, dass etwas achtsamer zu sein, sie oder ihn vor viel Unangenehmen verschont. Wir alle werden sterben. Das mag empören. Auch dafür gibt es keine DELETE Taste.